| Veranstaltung: | Landesparteitag 08.11.2025 Völklingen |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 2.2. Leitantrag Soziales |
| Antragsteller*in: | LAG Gesundheit und Soziales (dort beschlossen am: 23.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Verfahrensvorschlag: | Abstimmung |
| Angelegt: | 23.10.2025, 17:40 |
S1: Das Saarland zur Modellregion für eine integrierte, zukunftsfähige Gesundheits- und Pflegepolitik machen
Antragstext
Der Landesparteitag möge die Forderung beschließen, das Saarland als bundesweite
Modellregion für eine integrierte, zukunftsfähige Gesundheits- und Pflegepolitik
zu etablieren.
Ziel ist ein solidarisches, vernetztes und digitales Gesundheitssystem, das
Prävention, ambulante und stationäre Versorgung, Pflege und soziale
Unterstützung zusammenführt – wohnortnah, nachhaltig und menschenzentriert.
Eimführung
Das Saarland steht – wie ganz Deutschland – vor einem tiefgreifenden Wandel im
Gesundheitswesen.
Demografischer Wandel, Fachkräftemangel und steigende Qualitätsanforderungen
machen deutlich: Unser Gesundheitssystem braucht neue Strukturen, mehr
Kooperation und ein klares Leitbild.
Das Aktionsbündnis Gesundheit Saarland zeigt mit seinem Konzept eines „Saarland-
Modells“ beispielhaft, wie eine moderne, ressourcenschonende und
patientenzentrierte Versorgung aussehen kann.
Kernelemente wie Primärarztsteuerung, regionale Netzwerke und digitale
Instrumente (z. B. Telemedizin, strukturierte Ersteinschätzung SmED) sind
richtungsweisend.
Wir Grünen greifen diesen Ansatz auf – und erweitern ihn um eine integrierte
grüne Gesundheits- und Pflegepolitik, die Prävention, Pflege, Medizin, seelische
Gesundheit und soziale Teilhabe verbindet.
Das Saarland eignet sich aufgrund seiner überschaubaren Größe, der guten
Akteursvernetzung und seiner Innovationskraft besonders gut als Modellregion, um
neue Versorgungsformen zu erproben, zu evaluieren und bundesweit Maßstäbe zu
setzen.
Deshalb fordern wir, dass das Saarland vom Bund und Land offiziell als
Modellregion für integrierte Gesundheits- und Pflegepolitik anerkannt, gefördert
und wissenschaftlich begleitet wird.
Ziele
Erprobung und Evaluation neuer Versorgungsmodelle
Förderung digitaler und sektorenübergreifender Strukturen
Unterstützung innovativer Projekte in Prävention, Pflege und Telemedizin
Enge Zusammenarbeit zwischen Land, Kommunen, Krankenkassen, Hochschulen,
Versorgungsleistenden und Akteuren des Aktionsbündnisses Gesundheit
Saarland i. S. (regionaler) Gesundheitskommissionen
Schwerpunkte
1. Prävention als Leitprinzip
Prävention ist der Schlüssel zu nachhaltiger Gesundheits- und Pflegepolitik.
Ein gesundes, aktives Leben ist der beste Schutz vor Pflegebedürftigkeit und
chronischen Erkrankungen.
Gesundheit soll als kommunale Querschnittsaufgabe verstanden werden:
Stadtplanung, Mobilität, Umwelt, Bildung und Soziales müssen systematisch
auf Gesundheitsförderung ausgerichtet werden.
Gesundheitsämter, Krankenkassen und zivilgesellschaftliche Akteure sollen
präventive Programme für Schulen, Betriebe und Gemeinden in allen
Lebensphasen etablieren.
Land (i. S. Landespräventionsrat) und Kommunen sollen hierfür
strukturierte Präventionsnetzwerke aufbauen und dauerhaft fördern.
2. Ambulante Pflege und Primärversorgung stärken –
Sektorengrenzen überwinden
Gesundheitsversorgung beginnt vor Ort – in der Kommune, in der Hausarztpraxis,
in der Pflege und in der Apotheke. Initiativen wie SAPHIR und RubiN gehen hier
mit pos. Beispiel voran und sollten ausgebaut werden.
Wir wollen kommunale Gesundheits- und Pflegenetzwerke fördern, die
ambulante, stationäre, pflegerische und soziale Leistungen integrieren.
Die Primärärztin oder der Primärarzt wird erste Anlaufstelle und
Koordinator*in, unterstützt durch Vernetzung, digitale Anwendungen und
Telemedizin.
Pflegeeinrichtungen, Apotheken und kommunale Akteure arbeiten in
regionalen Netzwerken zusammen, um Versorgung zu steuern, Doppelstrukturen
zu vermeiden und wohnortnahe Hilfe zu sichern.
Die Krankenhausplanung muss sich stärker an regionalen
Versorgungsstrukturen und alters- sowie diagnosespezifischen Bedarfen
orientieren.
So entsteht ein integriertes, digitales und patientenorientiertes System, das
Ressourcen effizient nutzt und Wege verkürzt.
3. Fachkräfte stärken – Kompetenzen erweitern
Eine gute Versorgung braucht starke Fachkräfte.
Wir fordern die Aufwertung und Akademisierung der Gesundheits- und
Pflegeberufe sowie verbindliche Karriere- und Qualifizierungswege.
Pflegekräfte, Therapeutinnen, Apothekerinnen und Medizinische
Fachangestellte sollen mehr Entscheidungsspielräume erhalten – etwa bei
Medikationsanpassungen oder präventiven Maßnahmen.
Für unterstützende Tätigkeiten braucht es ausreichend qualifiziertes
Assistenzpersonal, um Fachkräfte gezielt zu entlasten.
4. Fachkräftemangel bekämpfen – faire Bedingungen schaffen
Der Fachkräftemangel in Pflege, Medizin, Psychotherapie und Verwaltung bedroht
die Versorgungssicherheit im Saarland. Eine gute Versorgung braucht motivierte,
gut ausgebildete und fair bezahlte Fachkräfte.
Wir fordern eine länderübergreifende Fachkräfteoffensive Saarland, die
schnellere Anerkennungsverfahren, berufsbegleitende Weiterbildung und
flexible Arbeitszeitmodelle (z. B. Flexpools in Kliniken und
Pflegeeinrichtungen) ermöglicht.
Ausländische Fachkräfte sollen unbürokratisch integriert und durch
Sprachförderung sowie Mentoringprogramme begleitet werden.
Faire Löhne, planbare Dienstzeiten und eine starke Mitbestimmung der
Beschäftigten müssen selbstverständlich sein.
Wir fordern zudem ein zügiges Handeln zur Sicherung der Weiterbildung
psychologischer FachpsychotherapeutInnen für Erwachsene und im Kinder- u.
Jugendbereich, um bereits bestehenden Versorgungsdefiziten und drohenden
Lücken durch Nachwuchsmangel und überalterndes Personal ab 2029 vorgreifen
zu können.
Bereits bestehende Initiativen wie die Konzertierte Aktion Pflege Saarland (KAP
Saar) leisten hier wertvolle Beiträge, an die angeknüpft und die in eine
umfassende Fachkräfteoffensive eingebettet werden sollten.
So sichern wir eine kontinuierliche Versorgung, schaffen attraktive
Arbeitsbedingungen, machen Pflege und Gesundheitsberufe wieder zukunftsfest, und
entlasten Wirtschaft und Versorgunsgsystem im Gesamten.
Zusammenfassung
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Saar stehen für eine menschenzentrierte, solidarische und
nachhaltige Gesundheitsversorgung, die Prävention, ambulante Versorgung, Pflege
und Digitalisierung sinnvoll verbindet.
Mit der Etablierung des Saarlands als bundesweite Modellregion schaffen wir ein
System das gerecht, effizient und menschlich ist – und allen Saarländerinnen und
Saarländern eine koordinierte, wohnortnaheund hochwertige Versorgung garantiert.